Kuratorenführung “Erwin Wurm – Bei Mutti” Berlinische Galerie
Diesmal führt der Direktor der Berlinische Galerie Thomas Köhler durch die Ausstellung. Eigentlich hätte ich fast mehr Teilnehmer erwartet. Durch den Witz von Erwin Wurm, die rege Aktivität anderer Besucher und den tollen Vortrag wurde es eine wunderbare Veranstaltung. Sicherheitshalber warnt das Museum vor den Risiken der Kunstwerke.
Das schmale Haus am Beginn ist eine ganz wundersame Erfahrung. Die Enge des uniformierten kleinbürgerlichen Wohnens ist so physisch übersteigert dass sie eigentlich nicht mehr bedrückend sondern spaßig wird. Auch wenn es ein österreichisches Haus ist, könnte es auch für Westdeutsche Behausungen der 70-er und 80-er stehen. Die Uniformität würde man natürlich auch in US-Vorstädten finden. Ein großer Spaß zum Beginn der Ausstellung also.
Die folgenden One Minute Sculptures waren mir eigentlich nur als Fotografien bekannt. Sie stehen auf kleinen Podesten mit klaren Handlungsanweisungen. Während der Führung wurden sie viel genutzt. Köhler wies darauf hin, dass sie eigentlich nur zu zweit realisiert werden können. Die unmittelbare Fotografierbarkeit durch Smartphones macht es noch attraktiver, den Handlungsanweisungen zu folgen..
Der dritte Raum enthält Skizzen zu den Skulpturen und eine Anleitung um in 8 Tagen auf Kleidergröße 54 zu kommen. Essen, schlafen, nichts tun. Für Wurm ist auch die Gewichtszunahme ein skulpturaler Vorgang. Ich persönlich sehe Gewichtsschwankungen auch eher als Kunst.
Im letzten Raum stehen neuere, nicht interaktive Arbeiten. Es sind durch körperliche Einwirkung verformte Alltagsgegenstände wie ein Sideboard, ein Kühlschrank oder eine große Bodylotionflasche. Alle haben Dellen, Eindrücke oder sind aufgerissen.
Die Ausstellung zeigt beeindruckend was für eine eigenständige Position Erwin Wurm zu Skulptur vertritt.