Kuratorenführung “Visionäre der Moderne”, Berlinische Galerie
Erneute eine sehr informative Führung durch die Ausstellung “Visionäre der Moderne” Paul Scheerbart, Bruno Taut, Paul Goesch in der Berlinischen Galerie.
Der visionäre Autor Paul Scheerbart und die Architekten Bruno Taut und Paul Goesch repräsentieren exemplarisch die umfassende Aufbruchstimmung nach dem Ende des Kaiserreichs. Dabei wurde nicht klein gedacht, wie in dem Propagieren von Glas als Baumaterial, wie theoretisch von Scheerbart formuliert und exemplarisch von Taut umgesetzt. Taut entwickelte vielmehr gleich die Utopie einer “Überbauung der Alpen in Glas”, auch als ein Mittel der Überwindung von Krieg.
Die Arbeiten von Goesch nehmen den größten Anteil der auf einen Raum beschränkten Ausstellung ein. Sie thematisieren Architektur, nehmen aber auch Einflüsse Indiens auf. Aufgrund psychischer Probleme musste er mehrfach in Anstalten behandelt werden. Wodurch er sich wiederum eine eindeutigen Einordnung als moderner Künstler entzieht. Goesch wurde 1940 im Rahmen der sog. “Euthanasie” in Brandenburg ermordet. Ein bedrückender Abschluss der Führung, der einen erschreckenden Bogen von den künstlerischen modernen Konzepten zur Realität der damaligen Zeit schlug.
Die Kuratorin Dr. Annelie Lütgens merkte an, dass viele Arbeiten von Goesch in der Sammlung der Berlinischen Galerie vorhanden seien. Insofern sei es eine besondere Gelegenheit, Teile davon zu sehen. Die Arbeiten müssen im Laufe der Ausstellung wegen Lichtempfindlichkeit teilweise ausgetauscht werden, insofern böte sich in wenigen Monaten die Möglichkeit, weitere Arbeiten zu betrachten. Aus meiner Sicht stellt sich hier aber die Frage nach Konzepten, durch Digitalisierung von Sammlungsbeständen, alle vorhandenen Arbeiten digital bereit zu stellen.